Sonntag, 15. Juni 2014

Von Kempten nach Weitnau

Diese Strecke habe ich ein bisschen verdrängt. Und das obwohl wir uns Zeit für Kempten genommen haben und uns umschauen und einen Kaffee trinken konnten. Unseren Stempel haben wir uns in der St. Lorenz Kirche geholt. Beim reingehen sehen wir schon eine Bettlerin, die uns gleich anspricht und uns ein Foto zeigen will. Ich bitte sie zu warten, ich möchte zuerst in die Kirche und ein wenig zur Ruhe kommen. Beim hinausgehen spricht sie uns erneut an, allerdings ohne daß wir sie verstehen können. Auf dem Foto erkenne ich nun einen Sarg mit einem Toten drin. Wirklich wahr! Das war wohl ihr Mann! Ich gebe ihr 2 Euro und fange an zu schimpfen. Dass ich ihr schon gerne Geld gebe aber ihr Ding mit dem Toten unmöglich und würdelos finde. Ich kriege mich gar nicht wieder ein, so schlimm finde ich das. Ob sie mich verstanden hat? Ich glaube es nicht.

Unser Weg wird durch den späten Start sehr heiß und einer der anstrengendsten überhaupt. Wir gehen schweigend nebeneinander her und hängen unseren Gedanken nach. Alle viertel Stunde machen wir eine Trinkpause. Erst am späten Nachmittag erreichen wir Weitnau.
Da wir unsere Quartiere immer erst von unterwegs für 2 bis 3 Tage im voraus buchen, wissen wir nie genau was uns erwartet. Bislang haben wir immer Glück gehabt, aber dieses Mal nicht. Das Haus muss in den 60er Jahren das letzte Mal renoviert worden sein. Der Teppichboden wellt sich, es gibt ein Etagenbad, in dem die Wanne nicht benutzt werden darf (nicht dass ich dort hätte baden wollen). Wir gehen wieder und versuchen es auf gut Glück im zweiten Gasthof im Ort und bekommen ein Zimmer.  Kein Luxus, aber okay. Der selbst gemachte Apfelstrudel versöhnt uns allerdings. Trotzdem, wir gehen früh ins Bett und stehen noch früher auf, am nächsten Morgen. Nur weiter!

Von Simmerberg nach Lindau

Stell dir vor, du läufst von München zum Bodensee auf dem Jakobsweg. Du kommst zu deiner letzten Station und willst in die Kirche um dir den letzten Stempel in deinen Pass zu drücken - und die Kirche ist abgesperrt. Blöd, oder? Aber so ist es passiert! St. Verena (?) Oberhalb von Lindau. Da saßen wir nun mit unserem Rucksack vor der Kirche auf dem Friedhof und waren erst einmal fertig. Unten auf der Insel leuteten die Glocken. Nun, wo es Glocken gibt, ist eine Kirche und vielleicht ein Stempel! Also laden wir uns wieder unseren Rucksack auf und weiter geht's noch einmal 2 km hinunter auf die Insel Lindau. Und richtig. Wir bekommen unseren letzten Stempel und haben es geschafft! Nun wird es ein bisschen sentimental. Wir fallen uns in die Arme und beglückwünschen uns zu unserer Reise. Wir haben es tatsächlich geschafft.

Nach dem wir ein nettes Hotel mitten in der Altstadt gefunden haben, kaufen wir uns Haarkur und Bodylotion (wir sind ganz verrückt nach Haarkur und Bodylotion!) Zurück im Hotel beginnt die Rückverwandlung vom Pilger zum "Normalo". Das hat schon was! Wir suchen uns ein Lokal - ein Italiener soll es sein - und trinken Sprizz und essen und ergehen uns in "Weißt du noch ..." und "Das war doch als ..." bis wir müde ins Hotel zurückkehren und schlafen, schlafen, schlafen.

Pilgersätze für die Ewigkeit

* sind wir hier richtig?
* siehst du die Muschel?
* jetzt könnte aber mal wieder eine Muschel kommen!
* gibst du mir mal mein Wasser aus dem Rucksack?
* da vorne ist eine Bank!
* meinst du, wir sind bald da?
* oh, schau mal, wie schön das aussieht!
* ist das hier unsere Unterkunft?
* hoffentlich hat die Reservierung geklappt!
* ich will nur noch unter die Dusche

Freitag, 13. Juni 2014

Von Weitnau bis Simmerberg

"Es ist wie bei Benjamin Button", sagt meine Tochter. "Der Unfall von Benjamins Freundin wäre nicht passiert, wenn sie nicht noch einmal zurück in die Wohnung gegangen wäre und nicht noch dies und dies und das und jenes gemacht hätte. Und so ist es auch bei uns: Hätten wir im Café nicht noch mit der Frau gesprochen und den Mann nicht nach dem Weg gefragt, wären wir nicht trotzdem in die falsche Richtung gelaufen - wir wären niemals von diesem supernetten Mann mitgenommen worden und niemals so früh auf diesem schönen Weg." Absolut richtig!
Schon um 8 Uhr sind wir auf unserer vorletzten Etappe nach Simmerberg unterwegs. Wir haben uns heute nur wenige 6 Kilometer vorgenommen denn wir sind doch ziemlich mitgenommen. Ohne Voltarenspray würde es gar nicht mehr gehen. Zusammen kommen eine Sonnenallergie, eine aufgeschürfte Hüfte vom Rucksack, diverse Mückenstiche und blaue Zehen. Schon alles auf uns zwei verteilt aber es bleibt genug für jeden von uns. Nicht umsonst sind wir in der heißesten Pfingstwoche seit Beginn der Wetteraufzeichnung unterwegs! Und so sitzen wir um 14 Uhr in einem Biergarten und trinken Weißbier und essen Allgäuer Käse. Später noch Eis und Cappuccino. So geht pilgern auch - einfach herrlich! So langsam gilt es auch Abschied zu nehmen vom Weg. Ein bisschen Wehmut - denn es war vor allem sehr schön. Ein bisschen Stolz - hey, ich bin immerhin runde 200 km gelaufen. Und ein bisschen Sehnsucht nach meinem eigenen Bett, frischer Wäsche und etwas anderes anzuziehen als meinem "Pilgeroutfit".

Von Marktoberdorf nach Kempten

So schön wir nach Marktoberdorf hinein gekommen sind, so blöd kommen wir wieder hinaus. Straßen durchs Industriegebiet, vom Jakobsweg kaum eine Spur. Deshalb versuchen wir mit dem Bus aus dem Ort zu kommen oder eben per Anhalter. Ich bemühe meine Kentnisse über Wünsche ans Universum und konzentriere mich auf rote Autos - und was soll ich sagen, es hält ein rotes Auto! Leider fuhr die Dame dann woanders hin aber ich war erst einmal platt. Einige Zeit später hält eine Frau auf dem Radl neben uns umd und fragt ob wir Pilger sind, wohin wir wollen und ob sie helfen kann. Ob wir was dagegen haben wenn sie uns duzt, sie sei die Elfi. Auf dem halben Weg nach Marktoberdorf haben wir immer wieder Hinweise auf Elfies Pilgerquartier gesehen und uns gefragt, warum wir dort nicht angerufen haben und genau diese Elfi steht nun an der Bushaltestelle neben uns. Erzählt uns, dass der Bus in den Ferien nicht fährt und wie wir am besten weiter kommen. Nach einem bißchen ratschen über den Weg fährt sie weiter und nach einer kleinen Weile hält ein rotes Auto (!) und wir fahren ein paar Kilometer aus dem Ort heraus. Als es dann zu Fuß weiter geht, treffen wir eine Pilgerin, die mit ihrem Hund unterwegs ist, und wir gehen eine Weile und freuen uns, wie schnell die Zeit vergeht und wie gut wir voran kommen. So zufällig wir uns getroffen haben, verlieren wir uns auch wieder und wir laufen wieder alleine weiter. Zum Glück war der erste Wegteil kurzweilig, der zweite ist es eindeutig nicht. Es geht scheinbar endlos geradeaus. Nach jeder Waldkreuzung kommt ein neuer endloser Weg und was das Schlimmste ist: die Strecke wird nicht kürzer! Obwohl wir laufen und laufen bleibt die Entfernung dieselbe! Auf Wegen, die man kaum für möglich hält, treffen wir endlich jemanden, den wir nach dem Weg fragen können. Und die gute, liebe Frau nimmt uns in ihrem Auto mit nach Kempten, zeigt uns die Sehenswürdigkeiten und setzt uns direkt vor unserem Quartier ab. Muss ich noch erwähnen, dass ihr Auto rot war?

Donnerstag, 12. Juni 2014

Von Pilgern und Pilgern

Seit wir unterwegs sind, sind wir immer wieder mal anderen Pilgern begegnet. Solchen, die selbst auf dem Münchner Jakobsweg unterwegs sind, oder denen, die schon in Santigo gewesen sind. Diese letzten sind immer die netten und hilfsbereiten - und zwar im vornherein, bevor du noch nach Hilfe gefragt hast. Immer bekommt man eine gute Geschichte zu hören. Von Zeiten, in denen man für 120 Mark durch Spanien reisen konnte und das Bier 40 Pfennige gekostet hat. Oder von Pilgerreisen durch die Schweiz oder mehrfachen Reisen bis Finis Terre. Bei diesen Gesprächen kann es passieren, dass man sich als Teil einer grossen Idee fühlt. Das man im Kontakt mit fremden Menschen das Gefühl von Zusammengehörigkeit bekommt. Kann ich erklären was ich meine?
Die Pilger, die mit dir zusammen unterwegs sind, pilgern allein oder mit Hund. Als Paar in allen Variationen: Freunde, Eheleute, Lebensabschnittspaare oder Mama mit Kind, so wie wir es machen. Wir haben festgestellt, es gibt die Puristen oder die Individualisten. Die Puristen pilgern den Weg wie geplant und ausgeschildert, denn nur so "darf" man sich am Ende eines Tages einen Stempel in den Pass drücken.
Die Individualisten nehmen es ein bisschen lockerer. Es muss nicht immer die "Stammstrecke" sein. Man kann auch mal den Plan ändern und wenn man k.o. ist, ist auch per Anhalter okay. Man ahnt es schon, wir gehören zur letzten Gruppe.

Mittwoch, 11. Juni 2014

Von Lechbruck über den Auerberg nach Marktoberdorf

Wenn ich bislang etwas gelernt habe, dann: man muss sich manchmal helfen lassen. Unsere Zimmerwirtin hat uns angeboten uns zum Auerberg hoch zu fahren. Wir haben nicht lange überlegt. Es war schon am Morgen so heiß und bis Marktoberdorf sinds vom Auerberg auch immer noch 15 km. Überhaupt haben wir festgestellt, dass 15 bis maximal 20 km unser Limit ist. Die im Buch vorgegebenen Strecken sind oft zu lang. Da wir aber bis zum Sonntag in Lindau sein wollen (müssen), müssen wir zusehen, wie wir zu recht kommen. Zurück zum Auerberg. Was für eine fantastische Aussicht! Dafür allein hat sich alles schwitzen gelohnt.
Über Stetten, Burk und  Bertholdshofen geht es auf Marktoberdorf zu. Über die Kurfürstenallee geht es in den Ort hinein. Tatsächlich ist das eine Allee aus Linden, die direkt auf die Kirche zu führt. Im Pfarrhaus nebenan bekamen wir unseren ersten Stempel vom Pfarrer selbst! Danach waren wir einmal mehr froh unser Quartier zu finden und zu duschen, essen, schlafen, nichts mehr!

Dienstag, 10. Juni 2014

Von Wildsteig über die Wieskirche nach Lechbruck

Auf diese Etappe hatte ich mich besonders gefreut. Vor Jahren bin ich mal an der Wies - wie sie ja kurz genannt wird - vorbeigekommen und es war keine Zeit anzuhalten. So war der Pfingstmontag dazu perfekt. Aber war da was los! Busse über Busse und gerade ein Gottesdienst.  Die Kirche gerappelt voll. Aber trotzdem war es feierlich und gut bayrisch katholisch. Wir haben unseren Stempel bekommen und weiter über einen unfassbar schönen Moorweg nach Steingaden gelaufen. Dort sieht man ein nur noch zum Teil erhaltenes Kloster mit einem Stück Kreuzgang. Im Ort selbst sind wir eingekehrt und haben uns mit Eis und Weißbier runtergekühlt. Gegen 15.30 gings weiter nach Lechbruck. Es war unfassbar heiss. Obendrein war der Weg schlecht ausgeschildert und wir waren froh endlich über die Lechbrücke in den Ort und zu unserem Quartier zu kommen.

Montag, 9. Juni 2014

Von Wessobrunn nach Wildsteig

Nach unserer Nacht in Uschis Herberge war klar, dass wir mit unseren Kräften haushalten müssen. Die anderen Pilger waren Läufern und Marathonläufer und haben uns bestätigt, dass das Pilgern noch mal viel anstrengender ist. Also teilen wir uns unsere Etappen nun besser ein. Auf einem Weg über Wiesen und Felder, an Dörfern vorbei und durch den Wald sind wir nach Hobenpeissenberg gelaufen und in einer Wirtschaft eingekehrt, die uns Uschi noch empfohlen hatte. Wir haben die Mittagshitze dort abgewartet und sind dann per Anhalter weiter. Zum Glück ging das gut, ohne dass wir zu lange warten mussten. Jedes Mal junge Leute waren es, die uns mitgenommen haben. Die einen kamen von einem Reitturnier zurück, der andere war auf dem Weg nach Italien und hat sich über unsere Gesellschaft gefreut. So haben wir die Strecke etwas abgekürzt und sind die letzten Kilometer nach Wildsteig gelaufen. Der Weg war noch mal ziemlich steigig und anstrengend. Wie gut es sich dann anfühlt, wenn man es wieder geschafft hat!

Von Andechs nach Wessobrunn

Das scheint ja nicht so gut zu klappen hier mit meinen Posts. Egal, man muss sie nun lesen, wie sie kommen. Unser dritter Tag war zweigeteilt. Zuerst ein schöner Weg bis nach Diessen durch den Wald bis zur Dampferanlegstelle. Dann mit dem Schiff über den Ammersee. Von dort sind wir die meiste Zeit durch den Wald gelaufen. Da die Sonne brennt wie nur irgendwas, ist der Wald unsere Rettung. Wir haben ein Froschkonzert gehört, eine Kröte gesehen und eine Blindschleiche. Mitten auf dem Weg! Kurz bevor wir fix und fertig waren, haben wir endlich einen Wegweiser nach Wessobrunn gesehen. Wir haben bei Uschi übernachtet, die hier auf dem Weg viele kennen. Sie führt ein offenes Haus und nimmt gerne Pilger auf. Sie selbst ist schon bis Santigo gelaufen und wenn sie erzählt, bekommt der Weg plötzlich mehr Inhalt. Hier haben wir zum ersten Mal auch Kontakt zu anderen Pilgern bekommen und konnten uns austauschen. Eine schöne Erfahrung.

Von München nach Schäftlarn

Nach dem ich nun besser weiß wie das Schreiben hier funktioniert, noch ein kleiner Nachtrag.  Die erste Etappe ging von der Münchner Jakobskirche zum deutschen Museum. Dem Planetenweg folgend die Isar entlang zum Tierpark. So ein schöner Weg. Mir ist zuvor nie aufgefallen, dass es auf dem Weg Jakobsmarkierungen gibt. Weiter ging es zur Grosshesseloher Brücke in Richtung  Baierbrunn und weiter die Isar entlang bis Kloster Schäftlarn. Gleich das zweite Haus war unser Pilgerquartier. Wir wurden mehr als herzlich aufgenommen und haben unseren ersten Stempel bekommen.

Samstag, 7. Juni 2014

Von Schäftlarn nach Andechs

Wir sind noch immer total erschöpft.  Der Weg war so lang. Zwei Jakobswege gab es. Wir haben den falschen erwischt und da wir vom zweiten nichts wussten haben wir es viel zu spät gemerkt. Da waren wir schon fast in Wolfratshausen. Das wir es von dort bis Starnberg und dann Andechs nicht schaffen konnten, war schnell klar. So sind wir per Anhalter gefahren. Eine so  nette Frau mit ihrem Sohn hat uns bis Berg mitgenommen.  Von dort wieder zu Fuß nach Starnberg und mit der Fähre nach Possenhofen. Dann wieder zu Fuß weiter nach Andechs.  Das waren dann immer noch 10 km und wir haben fast 5 Stunden gebraucht. Der Weg war wunderschön nur viel zu lang. Aber wir haben es geschafft.

Montag, 2. Juni 2014

Bald gehts los

Seit Wochen schon plane ich mit meiner Tochter eine Pilgerreise.  Nichts Großes, es ist ja unser erstes Mal! Wir haben uns den Münch er Jakobsweg vorgenommen und damit ich unser Abenteurer dokumentieren kann, nehme ich mein Handy mit und berichte von unterwegs. Die app funktioniert, das war so ziemlich eine der letzten Vorbereitungen.  Am Donnerstag geht es los!

Sonntag, 1. Juni 2014

Mein Stern im Mai

Fast noch rechtzeitig habe ich den Mai-Block für den Bee-Germany fertig bekommen. Ehrlich gesagt bin ich ein bisschen drum herumgeschlichen. Ich habe diesen Block schön öfter gesehen und immer gedacht, dass ich den nie nähen werde. Zu schwer! Aber - da ist er! Natürlich habe ich erst einmal einen Probestern genäht bevor ich mich an die Stoffe von Miriam (Berlinquilter) herangetraut habe. Und sobald man das System kapiert hat, ist es auch nicht schwer. Man muss ordentlich zuschneiden und dafür sorgen, dass die Nähte gut aufeinander liegen. Ich habe mir mit Stecknadeln geholfen (ich nehme normalerweise keine, zumindest so lange es eben geht). Und dann klappt es mit diesem wunderschönen Stern. Da kann man auf den Quilt gespannt sein, oder?