Eigentlich hätten am vergangenen Wochenende die Kultüren stattgefunden. Ich hätte mit all den Ladies der MunichModernQuilter die Ausstellung vorbereitet, ein Programm überlegt, Ausstellungsquilts festgelegt, eine Probe zum Aufhängen in der Stephanuskirche gemacht und schließlich am Ausstellungssamstag die Türen der Kirche geöffnet und uns über viele Besucher gefreut. Wir hätten viele Gespräche geführt, gefachsimpelt und Techniken gezeigt. Ja, das alles hätte so sein können.
Es ist aber gerade nicht so und ich denke, wir alle sind froh, dass bei den jetzt so dramatisch steigenden Ansteckungszahlen, die Kultüren eben nicht statt gefunden haben. Kein Quilt, kein Kunstwerk wäre es wert gewesen, angeschaut zu werden, wenn sich jemand dabei angesteckt und krank geworden wäre. Ich will hier, vielleicht auch einfach um mich zu positionieren, erklären, dass ich überzeugte Maskenträgerin und Abstandhalterin bin und ja, ich wasche auch noch immer meine Hände sehr sehr gründlich, wenn ich nach Haus oder zurück ins Büro komme. Wenn doch erwiesenermaßen diese drei Dinge dabei helfen, die Pandemie einzudämmen und damit Leben zu retten, was um Himmels willen, spricht denn dagegen? Was für eine Kleinigkeit im Vergleich zu dem, was alles gerade passiert und noch passieren kann.
Es ist nicht verwunderlich, dass ich zur Zeit ziemlich viel nähe (und auch stricke). Das Wetter ist oft danach und die Zeit habe ich nun auch. Ich glaube, es sind bereits drei Quilts, die ich in diesem Jahr genäht habe und drei Projekte liegen auf meinem Nähtisch und wollen erst noch fertig gestellt werden. Immer noch bin ich dabei aus meinem Vorrat zu nähen, und der letzte Quilt ist fast ausschließlich aus Stoffen, die ich vor 5 oder sogar 10 Jahren gekauft habe. In der letzten Woche habe ich dieses Schätzchen dann gequiltet und ein Video dazu gemacht. Denn während der Kultüren werde ich immer wieder gefragt, wie denn nun Free Motion Quilting funktioniert und ich erkläre das immer gern und führe es auch vor. Immer gebe ich den Rat "Probier es doch einfach, trau dich!" Und das ist auch das ganze Geheimnis daran. Man muss es ausprobieren. Vielleicht nicht gleich an einem großen Quilt. Besser erst einmal in Gedanken, dann an einem Probestück und dann an einem Kissen. Wenn man dann seinen Flow gefunden hat und sich damit sicher fühlt, kann man sich an einen Quilt machen. Vielleicht hilft mein Video oder dieser Post, dass sich jemand traut und es einfach ausprobiert.
Das gute ist, diese Quiltmethode verzeiht so viel! Anders als bei Straightlines, bei denen man immer aufpassen muss, dass man gut vorsteckt oder klebt, sich immer wieder vergewissern muss, dass man keine Falten produziert und vielleicht beim sich kreuzen der Straightlines kleine Fältchen unvermeidbar sind (vor allem, wenn man keinen Fuß mit Oberstoff-Transporteur hat), sind kleine Verschiebungen beim Freemotion Quilting nicht so schlimm. Besser noch, sie fallen oftmals nicht einmal auf oder verschwinden mit dem ersten Waschen sogar ganz.
Allerdings ist es auch wichtig, dass man mit sich selbst nicht allzu streng ist. Was wir als Quilterinnen sehen, fällt anderen gar nicht auf. Denn niemand verfolgt die genähten Linien mit den Augen und sucht nach einer Stelle, die vielleicht nicht so perfekt ist. Aus der Ferne betrachtet entfaltet der Quilt seine gesamte Schönheit, und darauf kommt es an!
Bevor ich aber beginne, muss die Nähmaschine entsprechend eingestellt sein. Ich nehme meinen Stickfuss und muss den Stofftransport versenken. Die Stichlänge stelle ich auf "0". Manche Maschinen haben ja eine Einstellung für gleichmäßige Stichlängen, meine hat das allerdings nicht. Ich quilte lieber kleinere Stiche als zu große. Besonders in Kurven zahlt sich das aus, denn ich bin dabei sicherer, dass die Maschine keinen Stich auslässt oder den Unterfaden zu eng spannt.
Mein Lieblings-Free Motion Muster sieht so aus: (Es gibt natürlich noch viele andere Möglichkeiten mit Rundungen, Schleifen, Ecken und so weiter, und so weiter …)